Leidenschaft auf glitzerndem Eis

Show: Nachwuchs des Wintersportvereins Aschaffenburg zeigt beim 35. Schaulaufen sein Können

Der 14-jäh­ri­ge Ma­xim Knorr steht an der Ban­de, spielt ner­vös mit sei­nen Hän­den. Sei­ne Au­gen sind fo­kus­siert auf die Eis­läu­fe­rin, die am Sams­tag die gut 150 Zu­schau­er des Schau­lau­fens im ge­dimm­ten Licht der Aschaf­fen­bur­ger Eiss­port­hal­le im Bann hält. Die Mu­sik en­det, nun ist Ma­xim an der Rei­he.

 

 

Gekonnt bewegt er sich auf das Eis, bringt sich in Position für seine Kür. Er gibt seiner Mutter das Signal zum Start. Maxim ist bereits seit seinem dritten Lebensjahr Eiskunstläufer beim Wintersportverein (WSV) Aschaffenburg. »Ihm blieb nichts anderes übrig«, lacht Svetlana Knorr (47) aus Leidersbach. Die gebürtige Kasachin ist nicht nur die Trainerin, sondern auch die Mutter des Jugendlichen.

Aschaffenburg, Eissporthalle, »Stars on Ice« – Weihnachtsschaulaufen des WSV Aschaffenburg. Foto: Petra Reith.
Aschaffenburg, Eissporthalle, »Stars on Ice« – Weihnachtsschaulaufen des WSV Aschaffenburg. Foto: Petra Reith.

 

Mehrere Stunden täglich
Seinem Lauf folgt sie mit geschultem Blick, schmunzelt, als er beim Sprung die Landung verfehlt. »Die Läufer sind nicht gewöhnt, ohne Licht zu fahren«, sagt Svetlana. Ihr Sohn rappelt sich wieder auf, fährt weiter, als ob nichts geschehen wäre. Keine Selbstverständlichkeit.

Er hatte sich verletzt, musste zwischen Oktober und November pausieren. Wasser im Fuß, durch Überbelastung. Fünf bis sechs Mal die Woche ist er für mehrere Stunden auf dem Eis, seine Schule liegt direkt neben der Eissporthalle. Svetlana wünscht sich mehr Ehrgeiz von ihm. »Ich werde zufrieden sein, wenn er deutscher Nachwuchsmeister wird«, sagt sie. Bayerischer Nachwuchsmeister ist er dieses Jahr bereits geworden. Es sei nicht immer leicht, aber Maxim habe Spaß am Eiskunstlauf. Später will er auch an der Europa- und vielleicht sogar an der Weltmeisterschaft teilnehmen.

Klatschen und Pfiffe ertönen, als Alissa Scheidt aus Oberstdorf mit Musik von Elvis Presley die Halle rockt. Ein kleiner Engel gleitet zu ihr, bringt ein Geschenk vom Nikolaus.


Blumen und Schmetterlinge
Maxim kommt wieder, diesmal, um Sängerin Yunita Voigt in die Mitte der Eishalle zu geleiten. Sie singt »Last Christmas« als die Kinder des WSV in bunten Schmetterlings-, Blumen- und auch einem Weihnachtsbaumkostüm auf dem Eis tanzen. Erst gegen Ende läuft der Leidersbacher erneut, diesmal aber nicht alleine. Selbstsicher führt er die anderen Jugendlichen an der Hand, schnipst und dreht Pirouetten zu »Mambo No. 5«.

Gemeinsam tanzen alle Läufer zum Abschluss auf der Eisfläche. Die Trainerin lacht an der Bande, verdeckt mit ihrer Hand die Augen, als einzelne Kinder aus der Riege tanzen. »Dawai!« schreit sie, »Los, los, los!«, spornt sie die Kinder bis zuletzt an.

 

Am Ende kommt ein besonderer Besuch: Begleitet von Engeln fährt der Nikolaus mit seinem Schlitten zu den versammelten Läufern und verteilt Geschenke. Er beendet das 35. Schaulaufen und verabschiedet sich vom Publikum, »Bis zum nächsten Jahr, Ade!«.
Weitere Bilder und Video vom 35. Schaulaufen des WSV unter www.main-echo.de

Annika Kickstein (Main-Echo, Montag, 18. Dezember 2017)


Stadtmeisterschaften zum vierten Mal beim WSV

Markus Wengerter als Abteilungsleiter bestätigt – zahlreiche Turniererfolge

»Der Countdown läuft – noch genau 100 Tage bis zum Saisonhöhepunkt und Start der Stadtmeisterschaften beim Wintersportverein Aschaffenburg«, so eröffnete Markus Wengerter die diesjährige Abteilungsversammlung. Der WSV wird der nächste Gastgeber der Titelkämpfe sein.

 

An diesem renommierten und beliebten Leistungsklassen-Turnier werden nicht nur die Mitglieder der Stadtvereine, sondern auch die Spieler aus dem Landkreis aufschlagen und um die heiß begehrten Titel in 28 Einzel-, 12 Doppel- und drei Mixed-Konkurrenzen kämpfen. Die Jugend spielt vom 8. bis 16. Juli, die Aktiven/Senioren eine Woche später vom 22. bis 30. Juli. Für Freitag, 28. Juli ist eine große Players-Party und am letzten Sonntag ein Final-Frühschoppen geplant.

 

»Erstmals wird es zwei Maskottchen geben – ein sympathisches Tennisball-Paar mit den Namen Serve & Volley – die uns vor und während des Events als Glücksbringer begleiten werden«, so Wengerter. Der Verein richtet das Turnier unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Klaus Herzog bereits zum vierten Mal aus.

In seine vierte Amtszeit geht auch der einstimmig wiedergewählte Abteilungsleiter Markus Wengerter. Die Kassengeschäfte führt weiterhin Klaus Reitzmann, ihn dabei unterstützen wird Johanna Hobelsberger. Damen-Sportwart Lukas Graßmann, Herren-Sportwart Frank Spatz sowie die beiden Jugendwarte Stefan Bauer und Stefan Bartel wurden ebenfalls für die nächsten drei Jahre in ihren Ämtern bestätigt. Die Schriftführung übernimmt Petra Lacorte, Vergnügungswartin bleibt Daniela Spatz.

Die Sport- und Jugendwarte konnten von zahlreichen, sogar internationalen Turniererfolgen von Mitgliedern berichten. So gewannen Veronique Appelmann und Oliver Bergmann nicht nur zwei Einzelkonkurrenzen bei den Stadtmeisterschaften 2016, sondern sie sicherten sich im August auch jeweils einen Sieg beim ITF-Turnier im französischen Biot. Marco Appelmann und Emilian Graßmann wurden unterfränkische Hallenmeister. In der Medenrunde erzielten die Damen sowie die in Spielgemeinschaft mit TC Haibach spielenden Knaben U14 jeweils einen sehr guten zweiten Platz.

»Schule goes Tennis« ist das neueste Projekt, dass die Jugendwarte in dieser Saison beim WSV starten werden. In Kooperation mit zwei Grundschulen wird eine »Tennis AG« gebildet, an der interessierte Schüler den Sport mit der gelben Filzkugel kennenlernen können. Unterstützt durch weitere Werbeaktionen soll so gerade im Kinder- und Familienbereich für Nachwuchs und Neumitglieder gesorgt werden.

 

Main-Echo, 7. April 2017


»Total sexy!« – Steine schieben, Besen schwingen

Curling: Ein launiger Schnupperkurs in Aschaffenburg weckt bei Männern den Ehrgeiz und bei Frauen Hoffnungen

Die Hoff­nung auf Wi­sch­mob schwin­gen­de Män­ner im Haus­halt er­stickt Ma­ria im Keim. »Das wird ga­ran­tiert nicht pas­sie­ren«, sagt die 39-Jäh­ri­ge und lacht: »Das weiß ich aus ei­ge­ner Er­fah­rung.« Ma­ria und ihr Part­ner Jens ge­hö­ren zu den In­struk­to­ren, die an die­sem Abend in der Aschaf­fen­bur­ger Eiss­port­hal­le rund 30 Neu­lin­ge in die Ge­heim­nis­se des Cur­lings ein­wei­hen. Beide spielen seit rund zehn Jahren, seit Dezember ist Jens Herber Vizepräsident Breitensport beim Deutschen Curling-Verband (DCV).

26.03.2017 - Aschaffenburg, Eissporthalle – Schnupperkurs Curling. Foto: Ralf Hettler
26.03.2017 - Aschaffenburg, Eissporthalle – Schnupperkurs Curling. Foto: Ralf Hettler

 

Der Einstieg: Meist Eurosport
»Ein toller Sport«, hat der 36-Jährige bei der Begrüßung geschwärmt, »total sexy, total laut! Ihr werdet schon sehen.« Zum Curling sei er gekommen, wie die meisten anderen auch, erzählt Jens: »Man bleibt bei Eurosport hängen.« Zustimmung in der Runde. Die Fernsehbilder von Frauen oder Männern, die wie Berserker mit Besen eine Eisbahn bearbeiten, sind jedem präsent. »Beim Wischen geht’s richtig zur Sache«, sagt Jens, »da wird der ganze Körper gefordert.«

Gleiten auf Wassertropfen
Kaum einer weiß dagegen, was der 36-Jährige danach erklärt: Die Granitsteine gleiten nicht direkt auf der Eisfläche, sondern auf gefrorenen Wassertropfen, die extra aufgespritzt werden. Durch das Wischen schmelzen diese sogenannten Pebbles kurzzeitig, auf der sich bildenden Wasserschicht läuft der sich drehende Spielstein geradeaus und länger.
Für Erstaunen sorgt Jens auch, als er in die Grundhaltung vorführt, die ein Curler einnimmt, um den Stein auf den Weg zu bringen. »Die Abgabe ist so anspruchsvoll wie graziös«, sagt der Coach. Einige der Neulinge verziehen schmerzverzerrt das Gesicht ob seines Spreizschritts.
Was als Trockenübung schon als Herausforderung erscheint, gerät auf dem Eis anfangs zum wackligen Balanceakt. Der vordere Fuß rutscht dank eines Sliders, den wir unter den Schuh geschnallt haben. Am Knie des anderen Hosenbeins bildet sich bald ein Wasserfleck. Der Besen dient bei der Abgabe als Stütze, auf dem Stein soll kein Gewicht lasten. Der Griff ist vor allem dazu da, um dem Granitblock den richtigen Dreh mitzugeben.

»Ein tolles Angebot«
»Ein tolles Angebot« findet Petra den Schnupperkurs, zu dem sie mit Mann Florian und Sohn Kilian gekommen ist. »Jetzt können wir mitfühlen«, sagt die 51-Jährige. Ihr Mann ist mit vollem Einsatz bei der Sache. »Das Wischen ist fast schwieriger wegen der Seitwärtsbewegung«, sagt Florian, nachdem er einem Stein nicht mehr hinterhergekommen und gestürzt ist.
Inzwischen ist Manfred Hübner eingetroffen. Jens Hebners Vorgänger beim DCV wohnt in Schaafheim und möchte Curling am Untermain bekanntmachen.
Dass gegen Ende eines herrlichen Frühlingstags und zeitgleich mit dem Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft in Aserbaidschan so viele in die Eissporthalle gekommen sind, stimmt Hübner optimistisch. Geht es nach ihm, gibt es ab Herbst ein wöchentliches Curling-Training in Aschaffenburg unter dem Dach des hiesigen Wintersportvereins. »Das wäre richtig gut, wenn das klappt«, sagt sein Nachfolger Jens. »Wir werden auf jeden Fall mit dem WSV in Verhandlung treten.

Ab Herbst regelmäßiges Training?
Sabine Schürmer, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, kann sich eine Zusammenarbeit vorstellen: »Es wäre schön, wenn wir Curling eingliedern könnten in unser Breitensport-Angebot.« Es komme aber darauf an, »ob die Leute das auch im Verein machen wollen«. Also über einen Schnupperkurs hinaus.

»Naturtalent« Marco
»Wenn nochmal, dann richtig«, sagt Marco. Den 44-Jährigen hat nach ein paar Steinen schon der Ehrgeiz gepackt. Instruktor Steve, der wie Jens der Eissport-Abteilung Eintracht Frankfurt angehört, nennt Marco »ein Naturtalent. Den können wir morgen zur Vertragsunterzeichnung nach Frankfurt holen.«
Laut Steve dauert es nicht lange, bis ein Anfänger mitspielen kann. »Drei Einheiten«, schätzt der 36-Jährige, »und bei einem Training pro Woche sechs Monate, bis es in Fleisch und Blut übergegangen ist.«

Kilians perfekter Stein
Während beim Abschlussspiel mein erster Stein auf halber Linie verhungert, spielt Petras 15-jährigem Sohn Kilian einen Versuch mit perfekter Länge. Lob kommt unter anderem von Instruktor Martin, der jüngst mit der deutschen Rollstuhl-Nationalmannschaft an der WM in Südkorea teilgenommen hat.
Ich mache mich mit dem Besen deutlich besser. Gemeinsam mit Monika gelingt es tatsächlich, einen zu kurzen Stein um etliche Meter zu verlängern. Als ihr Mann Marco und Florian wischen, was das Zeug hält, jubelt Veronique: »Die können daheim putzen.« Es ist der Punkt, an dem Maria abwinkt. Sie lacht.
Alle lachen immer wieder an diesem Abend beim Curling-Schnupperkurs in der Aschaffenburger Eissporthalle.


Thorsten Schmitt (Main-Echo, Samstag, 1. April 2017)